Eigenverantwortung

Aus Klimastreik Schweiz
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Selbst schuld - oder?

Die typische Reaktion, nachdem mensch damit begonnen hat, sich mit der Klimakrise zu befassen, besteht darin, die Schuld bei sich selbst zu suchen. Mit einer veganen Ernährung und einer Holzzahnbürste wird versucht Schuldgefühle wegzubringen. Ist ja irgendwie logisch, oder? Schliesslich fängt man doch einfach mit dem an, was am nächsten liegt. Diese Denkweise verfolgen viele Menschen, auch Aktivist*innen, bevor sie sich näher mit der Klimakrise auseinandergesetzt haben.

Klimakrise

Denn bei näherer Betrachtung wird klar, dass eine so komplexe Krise wie die Klimakrise nicht einfach damit gelöst werden kann, dass wir alle ein bisschen weniger Fleisch essen und einen Metallstrohalm benutzen. Das liegt einerseits daran, dass es sich nicht alle leisten können, "nachhaltig" zu leben. So sind zum Beispiel Bio-Lebensmittel deutlich teurer als konventionelle und ein Flugticket oftmals günstiger als eine Fernreise mit dem Zug.

Ausserdem haben die Konsumentscheidung einzelner Menschen nur einen minimen Einfluss. Eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zeigt, dass eine in der Schweiz lebende Person, auch wenn sie alles irgendwie Mögliche tun würde, um ihren CO2 Fussabdruck zu verringern, diesen nur um ca. 50% Prozent verkleinern könnte. Die Studie zeigt auch, dass diese Verringerung nur mit enormen (finanziellen) Aufwänden möglich ist. Es ist also falsch, der Eigenverantwortung in der Klimadebatte eine so überproportional grosse Rolle zuzuschreiben.[1]

System Change

Diese Fixierung auf die "Eigenverantwortung" der einzelnen Menschen führt oft dazu, dass Menschen so mit ihrem eigenen Konsum beschäftigt sind, dass sie das System, das dahinter steckt, nicht sehen. Es hat nämlich einen Grund, warum z.B. elektronische Geräte heute nach wenigen Monaten oder Jahren schon kaputt gehen. So braucht es schnell wieder neue Dinge mit denen Firmen weiteres Geld verdienen können.

Statt bei jeder Autofahrt in Schuldgefühlen zu versinken und uns gegenseitig dafür zu verurteilen, dass wir nicht "klimafreundlich" leben - was in unserem heutigen System gar nicht möglich ist -, sollten wir unsere Zeit lieber darauf verwenden, uns eine solidarische und ökologische Welt auszumalen, in der ein nachhaltiger Lebensstil Standard ist und gemeinsam dafür zu kämpfen.

Referenzen

  1. https://energiestiftung.ch/files/energiestiftung/fliesstextbilder/Studien/2021%20ZHAW%20Eigenverantwortung/20211117_ZHAW_Wirkung-von-Eigenverantwortung-und-politischen-Massnahmen.pdf