Interviews geben

Aus Klimastreik Schweiz
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Vorbereitung für das Geben von Interviews

  1. Vorwissen sicherstellen:
    1. Unsere Forderungen kennen
    2. Mit dem Aktionskodex und grundlegenden Werten der Bewegung vertraut sein
    3. Chronologie der Bewegung kennen
    4. Den Medienkodex kennen
    5. Die Ziele der Medienarbeit kennen
    6. Die aktuelle Medienstrategie kennen
    7. Sich über die aktuelle Lage informieren.
  2. Sich genau informieren, welche*r Journalist*in von welchem Medium was von mir möchte.
    1. Was genau ist das für ein Medium? Wer bezahlt dafür? Welche Beiträge hat der*die Medienschaffende*r bereits geschrieben?
    2. Fragen werden häufig nicht im Vorfeld geschickt, damit die Antworten spontaner ausfallen, aber es ist durchaus Wichtig, den ungefähren Ablauf des Gesprächs zu erfahren und über die zentralen Themen informiert zu werden.
  3. Sich inhaltlich sehr gut vorbereiten:
    1. Was ist meine Botschaft? Positiv formuliert! Kernbotschaft in einem (notfalls zwei) Satz vorbereiten. Bei längeren Interviews trotzdem 2-3 Dinge bildhaft überlegen, die du unbedingt gesagt haben willst.
    2. Wie sage ich bild- und beispielhaft meine Botschaft? Wie erreiche ich das spezifische Publikum?
    3. Wie kann ich meine Botschaft mit bild-und beispielhaften Argumenten stützen?
    4. Kann ich meine Aussagen auch noch einfacher und klarer formulieren?
    5. Was sind mögliche „nasty questions“? Gibt es Dinge, über die ich nicht reden will? Durch das Vorbereiten einer Ein-Satz-Antwort kann ich dann schnell auf ein Thema lenken, dass mir stattdessen am Herzen liegt.
    6. Gibt es Tabus, über die ich gar nicht reden will?
  4. Wenn das Interview von mehreren Streikenden gegeben wird,sich gegenseitig gut absprechen und kennenlernen.

Kurz vor dem Interview

  1. Sich in eine komfortable Situation bringen: Ritual, frische Luft, aufs Klo gehen, Kontrollblick in den Spiegel, sich wohlfühlen (Kleidung, Haare), Meditation, Natur spüren...
  2. Gesichtsmuskeln dehnen, Grimassen schneiden zur Lockerung.
  3. Sich in freudiger Erwartung auf einen spannenden Moment im Leben gefasst machen (:

Während dem Interview

  1. Be Chill:
    1. Du willst etwas gutes sagen und dein Gegenüber will in den allermeisten Fällen etwas spannendes hören.
    2. Du hast das Recht, deine direkten Zitate gegenzulesen. Auch ganze Artikel können oft gegengelesen werden.
    3. Du hast das Recht an deinem Wort, deinem Ton, deinem Bild: Aussagen können jederzeit zurückgezogen werden, solange noch nicht veröffentlicht wurde. Ist aber nur im Notfall zu empfehlen.
  2. Sei dich selbst. Du bist Aktivist*in, engagiert und glaubwürdig. Wir sind der David in einer kranken Welt. Wir müssen nicht alles wissen, aber du hast dich gut vorbereitet und hast etwas zu sagen! Und wir sind sowieso die Gewinner der Herzen.
  3. Wenn du ein Interview mit anderen Streikenden zusammen heben kannst: Wir kennen einander, trauen einander zu. Kommunizieren nonverbal und können uns mit Händewedeln (jazz) zustimmen oder durch Aufstrecken/direkter Antwort signalisieren, dass wir da noch etwas zu ergänzen hätten.
  4. Immer klarstellen: "Ich spreche als Individuum, welches sich aktiv für eine Bewegung engagiert, aber ich kann sie nicht repräsentieren, weil wir keine Mediensprecher*innen haben. Nur hinter unseren nationalen Beschlüssen stehen alle."
  5. Wenn eine Frage unklar ist, auch live: Nachfragen, was genau damit gemeint wurde.
  6. Sich manchmal Zeit nehmen, um eine Antwort zu strukturieren.
  7. Wichtigste Botschaften:
    1. Bei aufgezeichneten Interviews
      1. Am Anfang platzieren. Einstiegsfrage setzt die Grundstimmung des Gesprächs.
      2. Immer wieder wiederholen und einbauen.
      3. Wenns drei wichtige Punkte gibt, immer auch die Zahlen erwähnen. Weil wir heute drei wichtige Dinge zu sagen haben. Dabei haben wir erstens das Recht, Dinge umfassender zu betrachten. Zweitens kannst du so deinen Gedankengang zu Ende erläutern. Und drittens ist es dem Schnittmenschen dann unmöglich, dir wichtige Aussagen zu entfernen, weil das dem Zuschauenden nämlich auffallen würde. Klar, oder?
    2. Bei Live-Übertragung:
      1. Am Anfang oder am Schluss platzieren. Einstiegsfrage setzt die Grundstimmung des Gesprächs, am Schluss kannst du etwas "mit auf den Weg geben" und zum Denken anregen.
      2. Die Dramaturgie des Gesprächs kennen: Wie lange haben wir Zeit, wie viele Dinge sprechen wir an? So kannst du, wenn zu lange über etwas eher unwichtiges geredet wird, selbst den Wechsel auf etwas für dich wichtigeres machen.
      3. Vorbereitete bildliche Analogien oder wichtige Themen elegant einbauen, auch wenn nicht danach gefragt wurde.
  8. Einfache und klare Sätze, kurz und präzise. Bei einem aufgezeichneten Interview kannst du gut auch nochmals abbrechen und den Satz erneut beginnen, wenn du dich verhaspelt hast.
  9. Bildhafte und beispielhafte Sprache, engagiert und deutlich, aber wenn möglich nicht überemotional.
  10. Authentisch sein: „meinen, was man sagt!“ Wir dürfen rebellisch und ideologisch sein!
  11. Non-Verbal wird sehr stark wahrgenommen: Den Journalist*Innen in die Augen schauen. Mit beiden Beinen stehen. Ab- und zu lachen, auch wenns um unseren Kollektivsuizid geht. Markenkleider vermeiden.
  12. Bei unglücklichen Situationen, in denen du dich unwohl fühlst:
    1. Dich nie zu einer Aussage hinreissen lassen, die du nicht willst, auch wenn die selbe Frage zum dritten Mal in neuem Gewand daherkommt.
    2. Klar kommunizieren, wie es dir geht.
    3. Wenn das Interview bereits weiter geht, obwohl du mit einer Antwort noch nicht zufrieden bist: Darauf zurückkommen.
    4. Naive, emotionale, direkte und persönliche Fragen trotzdem locker beantworten (siehe Beispiele unten).

Nach dem Interview

  1. Sichergehen, dass schriftliche Artikel gegengelesen werden können.
  2. Bild und Ton: Wenns wirklich wirklich schrecklich war, kannst du die Veröffentlichung verhindern und verlangen, dass dies nicht geschehen kann.
  3. Radio und TV lassen meist nicht visionieren, nur bei längeren Dokfilmen (fürs Kino) ist dies üblich.

Nach der Veröffentlichung eines Beitrags

  1. Den Artikel in unseren Medienspiegel aufnehmen.
  2. Ist meine Botschaft platziert? Wie war meine verbale und nonverbale Kommunikation?
  3. Habe ich mich genügend darauf vorbereitet? Gab es Dinge, die in dieser Anleitung nicht erwähnt wurden? Bitte ergänze sie!
  4. War der Journalist fair? Braucht es ein persönliches Gespräch? Oder entsteht zwischen uns eine Freundschaft, die wir weiter nutzen können für zukünftige Berichterstattung?
  5. Manchmal kann die öffentliche Reaktion sehr unreif und gemein sein. Melde dich beim nationalen Care-Team.