Konsensprinzip

Aus Klimastreik Schweiz
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Plenum in Bern während der Transparenzrunde.

Das Konsensprinzip beschreibt eine Form der Entscheidungsfindung innerhalb einer Gruppe. Zentral dafür ist, dass alle Mitglieder der Gruppe ihre Bedürfnisse und Standpunkte klar zum Ausdruck bringen, Gemeinsamkeiten erkennen und zusammen Lösungen entwickeln, welche alle verantworten können. So werden alle Meinungen der Gruppe integriert und Minderheiten nicht einfach ignoriert.

Der Konsens bietet eine Alternative zum gesellschaftlich weit verbreiteten Mehrheitsprinzip, bei dem eine Gruppe versucht, sich mit ihrer Argumentation durchzusetzen und damit mindestens die Hälfte der Gruppe zu überzeugen.

Zusammenfassung

Im Konsensprinzip muss die gesamte Gruppe alle verschiedenen Vorschläge wahrnehmen und eine sachliche Diskussion über Vor- und Nachteile der einzelnen Vorschläge führen. So kann die Gruppe schlussendlich einen Vorschlag erarbeiten, welche alle Meinungen integriert. Dabei kann es vorkommen, dass einzelne Individuen diesen Vorschlag nicht als die beste aller Lösungen erachten, aber (unter Berücksichtigung des Prozesses) zur Einsicht gelangt, dass dies der bestmögliche Vorschlag ist und sich deshalb nicht aktiv gegen diesen Vorschlag stellt. Ein Konsens wird dann erreicht, wenn keine schwerwiegende Einwände gegen den Vorschlag vorliegen. Jedes Gruppenmitglied entscheidet selber, wann ein schwerwiegender Einwand vorliegt. Grundsätzlich ist ein Einwand dann schwerwiegend, wenn ein Gruppenmitglied denkt, dass durch das Annehmen des Lösungsvorschlages das Gruppenziel oder das übergeordnete Ziel gefährdet ist, respektive ganz wesentliche Chancen zur Zielerreichung nicht genützt werden.

Hintergrund

(Hauptartikel: Entscheidungsfindung)

Die Art und Weise, wie wir zu Entscheidungen gelangen, ist massgeblich entscheidend dafür, wie Entscheidungen ausfallen. Die Menschheit hat sich in eine Klimakrise manövriert, die den Fortbestand allen Lebens auf dem Planeten Erde gefährdet. Trotzdem scheint sie unfähig zu sein, Entscheidungen zu treffen, die diese Krise abwenden könnten. Ziele wie im Übereinkommen von Paris werden zwar formuliert und unterzeichnet. Die Zielsetzung von einer Erderwärmung, die unter 1.5° bleibt, war schon zum Zeitpunkt der Verhandlungen je nach wissenschaftlichem Szenario unerreichbar. Jegliche effektive klimaschützende Massnahmen von Seiten der Mitgliedstaaten haben bislang auf sich warten lassen.

Sozialisierung

Mehrheitsprinzip

(Hauptartikel: Mehrheitsprinzip)

In unserer Gesellschaft ist es gebräuchlich Entscheidungen nach einem Mehrheitsprinzip zu fällen. Das bedeutet, dass, je nach Vorgehensweise, die absolute oder relative Mehrheit der Beteiligten in einer Abstimmung ausschlaggebend ist. Bei einem solche System werden Minderheiten weniger oder gar nicht berücksichtigt. Auch kann es vorkommen, dass legitime Gegenstimmen nicht angehört werden und so Entscheidungen manchmal nicht der besten Lösung entsprechen. Das Konsensprinzip probiert gegen diese Probleme vorzugehen. Dabei ist es das Ziel, allen Beteiligten zuzuhören und daraufhin einen Vorschlag auszuarbeiten, der eine 100% Zustimmung ermöglicht.

Konsens ist vergleichbar mit der Idee vom idealen Diskurs nach Habermas. Es soll in einer Diskussion nicht darum gehen die Anderen von der eigenen Meinung zu überzeugen, sondern zusammen in einem hierarchiefreien Gespräch die bestmögliche Lösung zu finden. Alle Stimmen sollen angehört und gleich gewertet werden. Dies erfordert ein geduldiges Zuhören und die Fähigkeit sich unvoreingenommen den anderen Personen und Meinungen zu widmen. Schlussendlich soll der Zwang des besseren Argument geltend sein.

Konsens bedeutet nicht, dass alle Menschen ideologisch und grundsätzlich dem Vorschlag zustimmen müssen, sondern dass die beste Lösung für die Bewegung als ganzes gefunden wird und niemand das Bedürfnis hat, den gefundenen Vorschlag aktiv zu verhindern.

Repräsentative Demokratie

Voraussetzungen

Das gemeinsame Ziel

Um in einer konsensorientierten Gruppe erfolgreich zusammen zu arbeiten, ist es sehr wichtig, ein klares Ziel der Gruppe zu definieren. Erst dann kann sich jedes Gruppenmitglied sicher sein, dass alle in die selbe Richtung steuern und es kann ein Vertrauen innerhalb der Gruppe entstehen. Wenn nicht alle in der Gruppe das selbe Ziel verfolgen, kann es nicht zum Konsens kommen. An der Formulierung des gemeinsamen Zieles wird so lange geschliffen, bis es im Konsens angenommen wird. Wenn sich Anforderungen, Umfeld oder Bedürfnisse der Gruppe ändern, kann jederzeit ein neues gemeinsames Ziel formuliert werden. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, dass die Gruppe eine bestimmte Zeitperiode bestimmt, nach der das gemeinsame Ziel evaluiert und überarbeitet wird.

In Diskussionen und während Entscheidungsprozessen wird in Bezug auf das gemeinsame Ziel argumentiert. Dies gibt der Gruppe eine klare Richtung und hilft, effizient Entscheidungen zu treffen.

Das übergeordnete Ziel

Während das ''gemeinsame Ziel'' in jeder zusammenarbeitenden Gruppe (AGs, uAGs, usw.) definiert wird, stellt das ''übergeordnete Ziel'' die allgemeine Richtung dar, in welche die gesamte Bewegung/Organisation steuert. Im Kontext der Klimastreikbewegung werden diese vor allem durch die nationalen Forderung verkörpert. Die Ziele der Regionalgruppen und deren Arbeitsgruppen dürfen sich nicht über diese hinwegsetzten. Alle Aktionen und Projekte, welche im Namen der Bewegung durchgeführt werden, dienen dem Erreichen des übergeordneten Ziels.

Lust auf Konsens

Transparenz über Informationen

Um in einer Gruppe einen Konsens finden zu können, ist es wichtig, dass alle Gruppenmitglieder auf dem selben Informationsstand sind. Es ist auch hilfreich, die Bedürfnisse und emotionalen Beweggründe, welche hinter einem Vorschlag stecken, offen darzulegen. Wenn diese Voraussetzungen nicht erfüllt sind, können sehr schnell Spannungen und Konflikte entstehen.

Vertrauen und Offenheit

Es ist unabdingbar, um einen Konsens finden zu können, allen Gruppenmitgliedern vertrauen zu können. Sobald ein Gruppenmitglied, gegenüber einem anderem misstrauen hegt, wird es viel schwieriger einen Konsens zu finden, der von allen mit gutem Gewissen getragen werden kann. Alle in der Gruppe müssen sich sicher sein können, dass alle anderen gute Absichten haben und im besten Gewissen handeln, um das Gruppenziel zu erreichen. Wenn Misstrauen entsteht, gilt es dieses offen und direkt anzusprechen und alles daran zu setzen, dieses aus der Welt zu schaffen.

Genügend Zeit

Es ist viel zeitaufwändiger Entscheidungen im Konsens zu treffen. Dies muss allen Beteiligten bewusst sein und jede/jeder soll sich darauf einlassen können und demnach genügend Zeit für die Treffen und Sitzungen einplanen. Um die Energie und Nerven aller beteiligten zu schonen, kann es helfen, zu Beginn der Sitzung eine klare Schlusszeit zu definieren und diese auch einzuhalten. Wir haben auch gute Erfahrungen damit gemacht, zu Beginn ein ''minimal-'' und ''optimal-Ziel'' zu definieren. Wenn sich die Sitzung in die Länge zieht und die Energie der Beteiligten schwindet, kann sich die Gruppe am Minimalziel orientieren.

Klaren, für alle verständlichen Prozess

Alle Beteiligten sollten mit dem Prozess der Konsensfindung vertraut sein. Ansonsten wird während der Sitzung viel Zeit verloren, da gewisse Prozesse während sie stattfinden, erklärt werden müssen. Wir stellen dies sicher, indem wir uns ca. 30 Minuten vor Sitzungsstart mit ''Neulingen''' treffen und sie mit der Diskussionskultur und üblichen Prozessen vertraut machen.

Aktive Teilnahme

Bewusste Moderation

Die Moderation erachten wir als einen der wichtigsten Bestanteile im Anwenden der Konsensfindung. Die Aufgabe der Moderation, würden wir mit dem Bergriff ''Raum halten'' zusammenfassen. Wir stellten hier eine genauere Auflistung der Aufgaben zusammen, welche eine Moderation übernimmt.

Ablauf der Konsensfindung

Aktuell erarbeiten verschiedene Gruppen im Klimastreik verschiedene Konzepte. Ein spannender Einblick bietet die Seite Consensus von Seeds for Change, respektive als kurzes oder ausführliches PDF.

Die Konsensfindung in einer Gruppe kann ein sehr langwieriger und energieraubender Prozess sein. Um Zeit und Energie aller Beteiligten zu sparen, hilft es, jeden Konsens nach einem klaren Ablauf zu finden. So werden die Beteiligten und die Moderation routiniert und können den Prozess mehr und mehr optimieren. Es ist ebenfalls hilfreich (wenn möglich) die Gruppe, welche einen Konsens zu finden versucht, so klein wie möglich zu halten (optimal weniger als fünfzehn Personen).

Kleine Gruppen

Wenn wir hier von kleinen Gruppen sprechen, meinen wir Arbeitsgruppen von weniger als fünfzehn Personen.

  • Ein zu bearbeitendes Thema oder ein Vorschlag wird der Gruppe präsentiert.
  • Es werden Verständnisfragen gestellt/beantwortet.
  • Wenn alle Verständnisfragen geklärt wurden, führen wir eine oder mehrere Meinungsrunden durch bei der jedes Gruppenmitglied der Reihe nach seine Meinung zum Thema/Vorschlag äussert.
  • Nach anhören aller Meinungen, formuliert die Moderation einen angepassten Konsensvorschlag und leitet die Konsensfragen ein. Die Reihenfolge kann dabei eine wichtige Rolle spielen.
  • 1. Gibt es Konsens über den Vorschlag?
  • 2. Gibt es ''Stand-Asides? Menschen welche den Vorschlag nicht unterstützten, sich der Umsetzung aber nicht aktiv in den Weg stellen.
  • 3. Gibt es ''schwerwiegenden Einwände'' gegen den Vorschlag?

Falls der Konsens durch einen schwerwiegenden Einwand verhindert wurde, wird dieser in Betracht des gemeinsamen Zieles begründet und weiter an einem Lösungsvorschlag gearbeitet bis keinen schwerwiegenden Einwände mehr im Raum sind.

Wenn es keine schwerwiegenden Einwände gibt, wird der Vorschlag angenommen. Wichtig dabei ist, dass dieser Entscheid transparent allen Betroffenen mitgeteilt wird.

Grosse Gruppen

Wenn wir hier von grossen Gruppen sprechen, meinen wir Gruppen und Plenen mit mehr als fünfzehn Personen.

  • Ein gut vorbereiteter Vorschlag wird von einer Einzelperson oder einer AG der Gruppe vorgestellt.
  • Die Moderation bestimmt eine angemessene Zeit für Verständnisfragen und es werden Verständnisfragen gestellt/beantwortet.
  • Wenn nach Ablauf der Zeit immer noch Verständnisfragen ungeklärt sind, wird der Vorschlag als nicht klar genug befunden und wird demnach von der Gruppe, welche ihn erstellt hat, weiter ausgearbeitet und zu einem späteren Zeitpunkt neu vorgestellt.
  • Wenn alle Verständnisfragen geklärt wurden, stellt die Moderation die Konsensfragen. Die Reihenfolge kann dabei eine wichtige Rolle spielen.
  • 1. Gibt es Konsens über den Vorschlag?
  • 2. Gibt es ''Stand-Asides? Menschen welche den Vorschlag nicht unterstützten, sich der Umsetzung aber nicht aktiv in den Weg stellen.
  • 3. Gibt es ''schwerwiegenden Einwände'' gegen den Vorschlag?

Falls der Konsens durch einen schwerwiegenden Einwand verhindert wurde, wird dieser in Betracht des gemeinsamen Zieles begründet und wieder zurück zur ausarbeitende Gruppe gegeben. Diese überarbeitet den Vorschlag und berücksichtigt dabei die Argumentationen aus den schwerwiegenden Einwänden.

Wenn es keine schwerwiegenden Einwände gibt, wird der Vorschlag angenommen. Wichtig dabei ist, dass dieser Entscheid transparent allen Betroffenen mitgeteilt wird.

Schwerwiegender Einwand

Mit einem schwerwiegenden Einwand wird die Konsensfindung verhindert. Ein schwerwiegender Einwand bedeutet, dass durch das Annehmen eines Vorschlags das gemeinsame Gruppenziel oder das übergeordnete Ziel gefährdet wird, respektive ganz wesentliche Chancen zur Zielerreichung nicht genutzt werden. Jedes Gruppenmitglied entscheidet selbst, wann ein schwerwiegender Einwand vorliegt. Wenn ein Konsens mit einem schwerwiegenden Einwand verhindert wird, muss dieser im Bezug auf das gemeinsame Ziel begründet werden. Wenn vor der Konsensrunde, richtig diskutiert und alle angehört wurden, ist ein schwerwiegender Einwand eher eine Seltenheit. Dieser wird meistens schon während der Diskussions-/Meinungsrunde klar und der Vorschlag wird so angepasst, dass keine schwerwiegenden Einwände mehr im Raum sind.

Es besteht auch immer die Möglichkeit einen schwerwiegenden Einwand an einem aktuellen Zustand zu äussern und somit seine Zustimmung zurückzuziehen. Daraufhin wird sich die Gruppe damit auseinandersetzen und neue Wege finden, welche alle mitgehen können.


Anwendung

Chancen durch den Konsens

Konsensprinzip in der Bewegung

Das Konsensprinzip ist ein wichtiger Grundwert der Bewegung und massgeblich für die Entscheidungsfindung. Bereits in den allerersten Treffen im Dezember wurden Entscheide im Grundsatz per Konsens gefunden, was viel mit dem Hintergrund der damals engagierten Personen zu tun hatte. Seither wird er aktiv diskutiert und in Frage gestellt. Beim zweiten nationalen Treffen wurde im Plenum ein Antrag gestellt, den Konsens durch eine 90%-Mehrheit zu ersetzen, dieser Vorschlag erhielt aber keinen Konsens.

Die Zustimmung zum Konsens wird jeweils durch Wedeln mit den Händen kundgetan. Bis es zum Konsens kommt, durchgehen die Personen einen Prozess der Entscheidungsfindung, der sich in Kernpunkten markant von der alltäglichen Diksussionskultur und auch dem demokratischen Politsystem in der Schweiz unterscheidet.

Zur Konsensfindung in Plenen gehört entsprechend viel Vorarbeit, die ziemlich komplex und in ihrer Gesamtheit sehr schwer zu fassen ist. Unerlässlich scheinen folgende Punkte:

  • Es braucht eine Festlegung auf ein gemeinsames Ziel, eine gemeinsame Vision. Erst dann kann der Konsensprozess funktionieren, weil er auf gegenseitigem Vertrauen und Zutrauen basiert.
  • Es braucht viel Vorwissen über die Funktionsweise des Konsensprinzip, insbesondere von der Plenarmoderation.
  • Im grossen Plenum angebrachte Vorschläge müssen bereits ausgiebig bearbeitet worden sein: Sie müssen das Ergebnis einer kleineren Gruppe darstellen, welche bereits möglichst viele verschiedene Standpunkte integriert und in die Pro- und Kontraargumentation hat einfliessen lassen. Nur so kann das grosse Plenum das Vertrauen fassen, dass es sich hier um den bestmöglichen Vorschlag handelt.
  • Es braucht Zeit, Feedback und Meldungen auch im grossen Plenum anzuhören, so dass Leute den Prozess nicht blockieren müssen, sondern wissen, dass ihre Bedenken gehört wurden.
  • Beschlüsse, welche im Konsens getroffen wurden, werden zu einem späteren, klar definierten Zeitpunkt, evaluiert. Dies gibt den Menschen, welche gewisse Bedenken gegenüber dem Vorschlag hegen, einen grösseren Akzeptanzspielraum. Sie können darauf vertrauen, dass, falls sich ihre Bedenken bewahrheiten, wieder die Möglichkeit bestehen wird, den Beschluss erneut zu überarbeiten.

Konsensprinzip in dringenden Situationen

Konsensprinzip in riesigen Gruppen

Konsensprinzip in anderen Ländern

Konsensprinzip in der Schweizer Politik

Kritik

Der Prozess zum Konsens kann lange, umständlich und anstrengend sein. Häufig kommt es vor, dass Vorschläge erneut verfeinert und überarbeitet werden müssen. Entscheidungen werden lange heraus gezögert und können so nur schwer in kurzer Zeit gefunden werden. Doch genau dies ermöglicht erst eine nachhaltige Lösung. Alle legitimen Argumente, die gegen einen Vorschlag sprechen werden in Betracht gezogen und im Verfeinerungsprozess eingebunden, alle Minderheiten beachtet. So gibt es am Schluss vielleicht weniger Entscheidungen, dafür aber nur solche die von allen getragen werden und meistens praktisch besser umsetzbar sind. Trotzdem ist es verständlich, dass eine Druckbewegung wie wir, die die Dringlichkeit des jetzigen Handels erkannt hat, nicht immer bereit ist, sich auf monatelange Prozesse zur Entscheidungsfindung einzulassen. Häufig wird diesem Umstand Rechnung getragen, in dem sich Plenen über viele Stunden ziehen und meist ohne festes Ende sind, oder in dem fast täglich Plenen zu dringenden Themen veranstaltet werden. Damit ist der langwierige Konsensprozess mitverantwortlich für den aktuellen Burn-Out-Aktivismus.

Verwässerte Hierarchien:

Wir werden von Geburt an von der Welt geformt. Im Sandkasten, in der Schule, auf dem Pausenhof, am Familientisch, in der Bar oder im Sportverein. Unsere Gesellschaft ist geprägt von sozialen Hierarchien und so sind es auch wir. Wir haben gewisse Verhaltensmuster verinnerlicht und halten so unbewusst mit unserem Handeln verschiedene zwischenmenschlichen Machtsysteme aufrecht. Diese Beziehungen beeinflussen Diskussionen und somit Entscheidungen. Dominant sozialisierte Menschen nehmen mehr Platz ein, Andere halten sich zurück und äussern ihre Meinung nicht oder nur selten. Laute Personen werden ernster genommen, leise Menschen gehen manchmal unter. Im idealen Diskurs und der Konsensfindung wird ein hierarchiefreies Gespräch vorausgesetzt. Nur so ist es möglich, dass alle Menschen ihre Bedenken äussern können und tatsächliche Lösungen gefunden werden, die vollständige Zustimmung erreichen. Eine hierarchiefreie Beziehung ist real momentan nicht möglich. Im Konsensprinzip wird dies jedoch suggeriert. So können Hierarchien verwässert werden.

Dies ist kein Grund, das Konsensprinzip nicht mehr als legitime Entscheidungsform anzusehen. Das Problem liegt tiefer in der Gesellschaft und nicht im System des Konsens. Wir müssen uns jedoch dem Umstand bewusst sein und aktiv probieren dagegen vorzugehen.

Problembehebung

Treffen dauern zu lange

Dingende Entscheidungen

Treffen