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Klimastreik Schweiz β

Netto Null

Version vom 14. Januar 2020, 11:33 Uhr von Benjamin (Diskussion | Beiträge) (Netto Null 2050 (Bund))

Definition

Netto-​Null bedeutet, dass alle durch Menschen und deren Handeln verursachten Treibhausgas-​Emissionen entweder eingespart werden oder durch Reduktionsmassnahmen wieder aus der Atmosphäre entfernt werden und somit die Klimabilanz der Erde netto, also nach den Abzügen durch natürliche und künstliche Senken Null beträgt. Sämtliche Treibhausgasemissionen liegen somit unter dem Strich bei Null, es wird also kein zusätzliches CO2 der Atmosphäre hinzugefügt.

Umsetzung

Um netto Null zu erreichen können Treibhausgasemissionen entweder vermieden werden (nicht ausgestossen) oder kompensiert werden indem das CO2 aus der Atmosphäre absorbeirt wird durch das Pflanzen von Bäumen oder die physikalische Ausscheidung und Speicherung im Untergrund. Da bei der Kompensationen mit Biomasse das CO2 nur über einen bestimmten Zeitraum gespeichert wird - das CO2 tritt wieder in die Atmosphäre aus wenn das Holz des Baumes verbrannt wird - kann es nicht als dauerhafte Lösung bezeichnet werden. CO2 welches aus dem Verbrennen von fossilen Energien entsteht, müsste jedoch dauerhaft aus der Atmosphäre entfernt und im Untergrund gespeichert werden. Somit müssten die Bäume, welche den Kohlenstoff im Holz gebunden haben, sicher im Untergrund vergraben werden. Eine grossindustrielle Methode, das CO2 mittels Filter aus der Luft abzuscheiden (Carbon Capture and Storage) ist noch nicht serienreif. Zudem würde der Energieverbrauch der Anlagen mehr Strom verbrauchen als mit nachhaltigen Technologien erzeugt werden könnte, sollte der gesammte CO2-Ausstoss mit dieser Technologie kompensiert werden. Die Kompensation des CO2 wird von Kritiker/innen oftmals auch als modernen Ablasshandel bezeichnet, da Menschen in Drittweltländern dafür bezahlt werden, kein CO2 auszustossen wärend die bezahlenden Menschen in den reichen Länder weiterhin grosse Mengen an CO2 austossen dürfen.

Netto Null 2030 (Stadt Zürich)

Am 20.3.2019 wurde im Stadtrat eine Motion eingereicht mit der Bezeichnung "Festlegung einer stringenten Klimapolitik in der städtischen Verfassung mit dem Ziel einer Reduktion des CO2-Ausstosses pro Einwohnerin und Einwohner auf Null bis ins Jahr 2030" (Motion 2019/106). Die Motion fordert: «Der Stadtrat wird beauftragt, dem Gemeinderat eine Weisung für eine Änderung der Gemeindeordnung vorzulgegen, die eine stringente Klimapolitik in der städtischen Verfassung festlegt. Die Stadt Zürich setzt sich im Rahmen ihrer Zuständigkeit das Ziel, bis ins Jahr 2030 eine Reduktion des CO2-Ausstosses pro Einwohnerin und Einwohner und Jahr auf netto Null zu erreichen. Sie [die Stadt Zürich] setzt sich dabei bei Kanton und Bund für die notwendigen Rahmenbedingungen ein und bezieht die Wirtschaft und Private aktiv mit ein.» Der Kauf von Treibhausgaszertifikaten im Ausland wird in der Motion abgelehnt. Nach den Motionär/innen bedeutet Netto Null, «dass keine fossilen Emissionen mehr in die Athmosphäre gelangen.» Sie fordert für die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Zürich, «ihren Primärenergiebedarf bei der Mobilität, dei Gebäuden, beim Konsum, bei der Siedlungsentwicklung und der Energieversorgung konsequent ohne fossile und nukleare Energie abzudecken.»[1]

Unterzeichnende Parteien sind SP-, Grüne-, GLP- und AL-Fraktion und die Parlamentsgruppe EVP.

Am 27.3.2019 hat Markus Knauss (Grüne) eine Dringlichkeitserklärung gemacht und beantragt, dass die Vorstösse für dringlich erklärt werden. Die Dringlichkeitserklärung wurde vom Stadtrat am 3.4.2019 von 81 Ratsmitglieder/innen unterstützt. Am 10.4.2019 stellt Peter Schick (SVP) namens der SVP-Fraktion den Ablehnungsantrag. Damit wurde das Geschäft vertagt.

Die Motion wurde am 22.5.2019 überwiesen mit einer Frist von 24 Monaten. Der Stadtrat hat nun Zeit bis zum 21.5.2021 einen Entwurf auszuarbeiten wie die Motion umgesetzt werden soll. Dieser Entwurf legt er dem Gemeinderat vor.[2]

Am 10.4.2019 hat die FDP-Fraktion ein Postulat (2019/135) mit der Bezeichnung "Bericht über die geplanten, möglichen und notwendigen Massnahmen zur Zielerreichung bezüglich 2000-Watt-Gesellschaft, Klimaneutralität bis 2030 und 2050" eingegeben.[3] Es verlangt unter anderem: dass der Stadtrat dem Gemeinderat in einem Bericht die notwendigen Massnahmen und deren Auswirkungen und Kosten der geltenden Gemeindeordnung der 2000-Watt Gesellschaft, der Klimaneutralität gemäss Gletscher-Initiative und der Motion Klimaneutralität 2030 überprüfbar darlegen soll. Die FDP verweist in diesem Postulat darauf, dass das 2000-Watt Ziel ein weit entferntes, ambitiöses Ziel sei und sich nur mit gemeinsamer und erheblicher Anstrengung erreichen lässt. Notwendig sei das Engagement von Bevölkerung, Institutionen und Unternehmen. Die Bevölkerung soll sich ein differenziertes, objektives Bild machen über Nutzen und Konsequenzen für Umwelt, Wohlstand und Lebensqualität. Der Bericht soll der Stadt Zürich zeigen, welches Kosten-Nutzen-Verhältnis die Massnahmen haben.

Netto Null 2050 (Gletscher-Initiative)

Die Gletscher-Initiative wurde am 27.11.2019 bei der Bundeskanzlei in Bern eingereicht. Sie fordert netto Null Treibhausgasemissionen in der Schweiz bis 2050 und will die Ziele des Pariser Klimaabkommens von 2015 in der Verfassung verankern. Die Initiative lehnt die Kompensation von Emissionen mittels Zertifikaten im Ausland ab mit der Begründung, wenn alle Staaten das Ziel des Klimaabkommens erreichen wollen, müssen die Emissionen weltweit auf null fallen. Eine Kompensation im Ausland wäre somit nicht möglich, da sich alle Staaten die Reduktionen im Inland selber anrechnen wollen. Die Initiative fordert somit, dass ab 2050 keine fossilen Treib- und Brennstoffe mehr in verkehr gesetzt werden, was faktisch einem Verbot von Benzin, Diesel, Heizöl, Kerosin, Steinkohle und Erdgas gleichkommt. Ausnahmen sollen für technisch nicht substituierbare Anwendungen gelten, soweit sichere Treibhausgassenken im Inland die dadurch verursachte Wirkung auf das Klima dauerhaft ausgleichen.

Netto Null 2050 (Bund)

In einer Medienmitteilung vom 28.8.2019 schreibt der Bundesrat: Die Schweiz hat sich im Rahmen des Pariser Klimaübereinkommens verpflichtet, bis 2030 ihren Treibhausgasausstoss gegenüber dem Stand von 1990 zu halbieren und bis 2050 unter dem Strich keine Treibhausgasemissionen mehr ausstossen. Der Bund hat bis Ende 2020 Zeit, seine Klimastrategie beim UNO-Klimasekretariat einzureichen. Das Bundesamt für Umwelt BAFU erarbeitet nun die Konkretisierung des Klimaziels 2050. Die Zielsetzung ist jedoch nicht verbindlich, «es handelt sich um eine Ankündigung, aus der der Schweiz keine unmittelbaren Verpflichtungen entstehen. Sie ist auch nicht Teil der laufenden Totalrevision des CO2-Gesetzes, die den Zeitraum bis 2030 abdeckt. Die rechtliche Umsetzung der langfristigen Zielsetzung wird über die künftigen Revisionen des CO2-Gesetzes nach 2030 erfolgen. Als erste Grundlage dafür erarbeitet das BAFU eine langfristige Klimastrategie, die aufzeigen wird, wie die Schweiz ihre Treibhausgasemissionen auf Netto-Null senken kann und welche Massnahmen dafür erforderlich sind.»[4]

Inhaltsverzeichnis

Einzelnachweise