Änderungen

Wechseln zu: Navigation, Suche

Systemwandel

3.773 Bytes hinzugefügt, 11:15, 9. Jan. 2020
Änderung 7211 von 167.71.240.135 (Diskussion) rückgängig gemacht.
[[File:ManifClimatBerne-28sept2019-089-TreffpunktBahnhof.jpg|thumb|]]Der Begriff '''Systemwandel''' (häufig auch im Plural verwendet, um zu verdeutlichen, dass es dabei um viele Systeme im Wandel stehengeht) beschreibt die Idee, unser Zusammenleben grundlegend zu verändern.
Er hat sich als umstrittener Sammelbegriff etabliert, um zu verdeutlichen, dass wir nicht nur fast alle Parameter des täglichen Lebens verändern müssen, um einen Ausweg aus der Klimakrise zu finden, sondern auch das systemische Zusammenspiel dieser Faktoren. Viele sehen unsere aktuellen Systeme als verursachende Faktoren der aktuellen Krise.
==Klausel der Forderungen==
''"Falls'' den [[Nationale Forderungen|nationalen Forderungen]] im aktuellen System nicht nachgekommen werden kann, fordert [[Klimastreik Schweiz]] einen solchen Systemwandel."
Wie dieser aussehen soll und welche alternativen Systeme an die Stelle des jetzigen treten sollten, wird in der Bewegung aktuell kontrovers diskutiert. Es herrscht auch keinen kein Konsens dazu, was genau unter dem Begriff des Systems verstanden werden soll. Alle Vorschläge, die einen Systemwandel fordern, gehen aber davon aus, dass einzelne Massnahmen und Veränderungen nicht ausreichen werden, um die Klimakrise abzuwenden. Stattdessen müsse das jetzige System nicht nur teilweise, sondern ganzheitlich verändert werden.
==Die aktuellen Systeme==
{{Belege
}}
Das aktuelle System, welches die Forderung des Systemwandels verändern möchte, wird von der Bewegung nicht einheitlich begriffen und benannt. Unter anderem wird es als unser wirtschaftliches System, als unsere zerstörerische Lebensweise, als Kapitalismus oder als untätige Politik bezeichnet. Ausserdem wird der Begriff des Systemwandels auch häufig im Plural verwendet, um zu verdeutlichen, dass mehrere Systeme (zum Beispiel ökologische, wirtschaftliche oder politische Systeme) im Wandel stehen.
Unsere westliche Welt geht stark von grenzenlosem Wachstum aus. Die kapitalistische Wirtschaft muss wachsen, sonst funktioniert sie nicht mehr.
Die Globalisierung hat diesen Trend noch verstärkt, verstärk und die Angst, dass es in der weltweiten Marktwirtschaft immer noch jemanden gibt, der die selbe Sache tut oder produziert, nur besser, schneller oder günstiger führt zwangsläufig dazu, dass wir so effizient wie möglich werden. Effizienz im wirtschaftlichen Sinn bedeutet, möglichst günstig. Damit zwingen wir Menschen, sich gegenseitig auszubeuten, und so viele umweltschädigende Kosten wie möglich nicht zu berücksichtigen.  ===Kostenunwahrheit===Die Zerstörung der Umwelt und die Ausbeutung von Ressourcen ist im heutigen Wirtschaftssystem sehr kostengünstig und dementsprechend profitabel. Viele äusserst ressourcen- und produktionsintensive Produkte können nur so günstig verkauft werden, weil ihr Preis nicht die wahren Kosten abbildet. Die Folgen der Klimakrise, Umweltkrise und Biodiversitätskrise werden auf lange Sicht riesige, teils irreparable Schäden und damit horrende Kosten verursachen. Im Extremfall werden sie uns unsere natürliche Lebensgrundlage kosten. Unternehmen und Personen tragen allerdings nicht die Konsequenzen für die durch ihre Treibhausgas-Emissionen verursachten Schäden an Mensch und Natur. Diese werden auf die Gesamtbevölkerung abgewälzt. Meist leiden gerade diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, am stärksten unter seinen Folgen. Während Industrieländer wie die Schweiz jahrzehntelang vom Verbrauch fossiler Energieträger profitiert haben, werden künftige Generationen und vor allem ärmere Bevölkerungsgruppen im globalen Süden die verheerenden Auswirkungen zu spüren bekommen (siehe [[Klimagerechtigkeit]]).  Diesen Umstand nennt man die ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Externer_Effekt Externalisierung von Kosten]'' (auch [https://de.wikipedia.org/wiki/Verursachungsgerechtigkeit Verursachergerechtigkeit]). <blockquote>Verursachergerechtigkeit, verankert in der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Art. 74 Umweltschutz: </blockquote><blockquote>''1. Der Bund erlässt Vorschriften über den Schutz des Menschen und seiner natürlichen Umwelt vor schädlichen oder lästigen Einwirkungen.'' </blockquote><blockquote>''2. Er sorgt dafür, dass solche Einwirkungen vermieden werden. Die Kosten der Vermeidung und Beseitigung tragen die Verursacher.<ref>https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19995395/index.html</ref>''</blockquote>Es gibt verschiedene Ansätze diese externen Kosten zu internalisieren und so das "Marktversagen" im Umweltbereich zu beheben. Beispielsweise können die in Zukunft verursachten Schäden berechnet werden und darauseine CO2-Bepreisung abgeleitet werden, wie das auch [https://fridaysforfuture.de/ FridaysForFuture Deutschland] in ihrer [https://fridaysforfuture.de/forderungen/ 6. Forderung] beschreibt. Laut UBA seien das ungefähr 180€ pro Tonne CO2. Anstatt die zukünftigen Folgekosten zu berechnen, kann eine Steuer auch an die Entsorgungskosten für die Emissionenge koppelt werden. Wie in allen anderen Aspekten der Gesellschaft muss der Verbraucher für die Beseitigung der Abfälle aufkommen und kann diese nicht nach seinem Belieben in der Natur "liegen lassen", besonders wenn diese höchstgefährlich sind. Bereis heute kann CO2 durch Prozeduren wie [https://de.wikipedia.org/wiki/CO2-Abscheidung_und_-Speicherung CCS] der Atmosphäre wieder entzogen werden. Um Kostenwahrheit herzustellen müsste folglich der Verbrauch von fossilen Energien mit deren Entsorgungskosten besteuert werden. Dies hätte einen deutlichen Preisanstieg CO2-reicher Produkte zur Folge, was diese unatraktiv und nicht mehr konkurenzfähig machen würde.
==Die gewandelten Systeme==
{{Kontrovers}}Auch über das alternative Systemdie alternativen Systeme, in welches sich das aktuelle System die aktuellen Systeme entwickeln solltesollten, besteht keine Einigkeit. Verschiedene Ansätze wie die [[Bedarfswirtschaft]], Kreislaufwirtschaft, Gemeinwohlökonomie, Verstaatlichung von Konzernen, Postwachstumsökonomie, die Abschaffung des Flugverkehrs, Sozialismus, Formen des Kommunismus, demokratischer Konföderalismus, Errichtung von internationalen Behörden und ökologischen Gerichtshöfen und viele mehr werden aktuell kontrovers diskutiert.
Damit wir nicht in diesen Schlagworten ersticken, versucht die Bewegung, den Diskus auf weniger ideologische Ebene zu verschieben. Folgende Ansätze sind Teil des Diskurs und so weder im Konsens verabschiedet, noch bereits breit diskutiert.
==Gründe gegen das Fordern eines Systemwandels==
Die Forderung nach einem Systemwandel wird als problematisch eingestuft, weil sie dem aktuellen System nicht die Chance gibt, den Klimawandel zu bekämpfen. Statt auf eine riskante Umstellung der gesamten Gesellschaft soll stattdessen auf wirksame Massnahmen gesetzt werden, die bereits jetzt möglich sind. Ausserdem möchten sich viele Mitglieder von [[Klimastreik Schweiz]] nicht mit alternativen wirtschaftlichen und politischen Systemen als demjenigen der Schweiz identifizieren. Des Weiteren wird der Begriff von unterschiedlichen Seiten grundlegend anders interpretiert und verwendet und ist folglich zwar für offene Diskussionen interessant aber als Forderung ungeeignet.
==Kommunikation==
Bei der in Zürich stattgefunden Diskussion zum Systemwandel (organisiert von der [[AG Bildung & Werte (Zürich)]]) wurde der Entscheid gefasst, den Begriff "'''Systemwandel'''" dem Begriff "Systemwechsel" zu bevorzugen, weil er den Prozess des Wandels und des aktiven Gestaltens eines neuen Zusammenlebens integriert. Der Begriff kann im Gegensatz zum "Wechsel" - der Implementierung einer völlig neuen Alternative - auch den Wandel eines Systems zu einer besseren Form von sich selbst beschreiben. Weiter wurde beschlossen, dass wir Diskussion unbedingt in die breite Bevölkerung tragen müssen, weil es ein breit abgestützter Prozess sein muss, bei dem so viele Menschen wie möglich mit einbezogen werden müssen.
Trotzdem wird der Begriff "Systemwandel" von vielen Seiten als problematisch eingestuft, weil er in der Wahrnehmung vieler als polemisch gilt und mit sozialistisch-kommunistischen Vorstellungen assoziiert wird. Hier ist es wichtig, sachliche Aufklärung zu leisten und sich klar an den Vorteilen, aber auch an den unübersehbaren Nachteilen des Realkommunismus zu orientieren. Für die Zukunft bietet der Ausdruck "eine neue, nachhaltige Form des Zusammenlebens" eine interessante Alternative.

Navigationsmenü