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Groupthink

7 Bytes entfernt, 19:40, 6. Jan. 2020
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'''Groupthink ''' (Gruppendenken) ist ein psychologisches Phänomen, das innerhalb einer Gruppe von Menschen auftritt, bei denen der Wunsch nach Harmonie oder Übereinstimmung in der Gruppe zu einem irrationalen oder dysfunktionalen Entscheidungsergebnis führt. Gruppenmitglieder versuchen, Konflikte zu minimieren und eine Konsensentscheidung ohne kritische Bewertung alternativer Standpunkte zu treffen, indem sie abweichende Standpunkte aktiv unterdrücken und sich von äußeren Einflüssen isolieren.
Groupthink beschreibt also die Tendenz einer Gruppe, unerwünschten Input auszufiltern, wenn eine Entscheidung getroffen werden muss. Durch dieses Ausfiltern kann ein Konsens erreicht werden.
[[Datei:Groupthink2.jpg|750px|right|Groupthink-Prozess]]
==Symptome==
Symptome, die auf Groupthink hinweisen:
Faktoren, die das Auftreten von Gruppendenken wahrscheinlich machen, sind:
===='''Hohe Gruppenkohäsion''' (Nahverhältnis, Ähnlichkeit, Zusammenhalt)====
In einer zusammenhängenden Gruppe vermeiden die Mitglieder, sich gegen Entscheidungen auszusprechen, vermeiden es, mit anderen zu streiten und arbeiten daran, freundschaftliche Beziehungen in der Gruppe aufrechtzuerhalten. Die Kohäsion kann so stark sein, dass es zu Deindividuation führen kann: Gruppenzusammenhalt wird wichtiger als individuelle Meinungsfreiheit
===='''Strukturelle Mängel'''====
Groupthink wird wahrscheinlicher, wenn die Gruppe u.a. in einer Weise organisiert ist, die die Kommunikation von Informationen stört
*Homogenität der sozialen Hintergründe und Ideologien der Mitglieder
===='''Situativer Kontext'''====
*Belastende Bedrohungen: Bestehen einer (im Gruppenempfinden) bedrohlichen Situation, die starken Stress und viel Emotionalität auslöst. Entscheidungen mit hohem Einsatz können Spannung und Angst erzeugen, und Gruppenmitglieder können dann mit dem Entscheidungsstress auf irrationale Weise umgehen. Gruppenmitglieder können ihre Entscheidung rationalisieren, indem sie die positiven Folgen übertreiben und die möglichen negativen Folgen minimieren. Um die Stresssituation zu minimieren, trifft die Gruppe eine schnelle Entscheidung mit wenig bis gar keiner Diskussion oder Meinungsverschiedenheit über die Entscheidung.
Obwohl es möglich ist, dass Situationen entstehen, in denen alle drei dieser Faktoren auftreten, kann Groupthink auch stattfinden, wenn nicht alle vorhanden sind.
== Konsequenzen ==
Groupthink führt dazu, dass Einzelne es vermeiden, kontroverse Themen oder alternative Lösungen anzusprechen, und es kommt zum Verlust der individuellen Kreativität, Einzigartigkeit und des unabhängigen Denkens.
Konsequenz dieses Gruppendenkens ist eine sehr stark ausgeprägte Form selektiver Wahrnehmung, die schlussendlich zu durchaus desaströsen Fehlentscheidungen führen kann:
* Betrachtung von wenigen, ausgewählten Alternativen* Nichtbeachtung der Meinung von Experten oder Aussenstehenden* sehr selektive Informationsbeschaffung (nur Informationen, welche in die bereits eingeschlagene Richtung passen), kein aktives Bemühen um zusätzliche Informationen (confirmation bias)* einzelne Gruppenmitglieder bestätigen sich gegenseitig ihre Theorien* keine Erstellung von Alternativ- oder Notfall-Plänen
==== Gruppenpolarisierung ====
Des Weiteren kann Groupthink zu Gruppenpolarisierung (group polarization) führen. Als Gruppenpolarisierung bezeichnet man die Tendenz, Entscheidungen zu treffen, die extremer sind als der Durchschnitt der ursprünglichen Positionen der Gruppenmitglieder, und zwar in Richtung, die bereits von der Gruppe favorisiert wurde.
== Prävention ==
Es gibt zahlreiche Massnahmen um die Wahrscheinlichkeit für Groupthink zu minimieren:
* Thematisieren der Ursachen und Probleme von Groupthink* Probleme objektiv formulieren (darauf achten, wie Probleme „geframed“ werden, dies hat einen Einfluss darauf, wie Situationen wahrgenommen und angegangen werden)* Definition klarer Entscheidungsprozeduren* Diversität der Gruppenmitglieder fördern (z. B. durch Einladen wichtiger Interessengruppen)* Meinungsverschiedenheiten nicht unterschätzen* Herstellung einer offenen Gesprächsatmosphäre (Annehmen von konstruktiver Kritik, Mitglieder dazu ermutigen, kritisch und unvoreingenommen zu denken)* Bereitstellung relevanter objektiver Informationen und Daten* Benennung eines Advocatus Diaboli* Einbeziehung externer Expert*innen und Meinungen von Aussenstehenden* Parallelarbeit in Untergruppen (mehrere Gruppen arbeiten am gleichen Problem)* Zurückhalten der Meinung der Führungsperson* Durchführung von Diskussionen nach einer Entscheidung (Platz für Zweifel und Überprüfung der Gruppenposition schaffen)* Genügend Zeit für wichtige Probleme einräumen* Geheime Abstimmungen (sollte aber nur als Zwischenschritt angewendet werden)* Überprüfen von Alternativen* Diskussionen nach aussen tragen (wichtige Diskussionen sollten auch ausserhalb der Gruppe geführt werden)
== Quellen ==
* <nowiki>https://en.wikipedia.org/wiki/Groupthink</nowiki>* <nowiki>https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppendenken</nowiki>* Gerrig, R. J., & Zimbardo, P. G. (2008). Psychologie. Pearson Deutschland GmbH.* Jonas, K. (2014). Sozialpsychologie. W. Stroebe, & M. Hewstone (Eds.). Heidelberg: Springer.* Macleod, L. (2011). Avoiding" groupthink" A manager's challenge. Nursing management, 42(10), 44-48.
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